Wo Tradition weitergaloppiert – Der Reitverein Babenhausen im Wandel
Reportage Teil 4 von 4
Zukunft braucht Raum – Perspektiven für den Reitverein Babenhausen
Wenn man abends über das Gelände des Reit-, Fahr- und Zuchtvereins Babenhausen blickt, wirkt alles ruhig. In den Stallungen schnauben die Pferde, die Halle liegt still, und in der Ferne sind nur noch die letzten Stimmen zu hören. Es ist der Moment, in dem man spürt, was hier über Jahrzehnte gewachsen ist: ein Ort, der Menschen verbindet – über Generationen, über Interessen, über den Sport hinaus.
Doch diese Ruhe täuscht. Hinter den Kulissen wird diskutiert, geplant und abgewogen. Es geht um Flächen, um Zukunft, um die Frage, wie sich das Babenhausen von morgen entwickeln kann, ohne das zu verlieren, was es stark gemacht hat.
Für den Reitverein ist klar: Zukunft braucht Raum. Raum, um Pferde artgerecht zu halten. Raum, um Kinder und Jugendliche auszubilden. Raum, um Veranstaltungen auszurichten, die Gäste und Reitsportfreunde aus der ganzen Region anziehen. Diese Aufgaben lassen sich nicht verdichten – sie brauchen Platz und Verständnis.
Der Verein steht bereit, Verantwortung zu übernehmen. Die Gespräche mit der Gemeinde laufen, und vonseiten des Vorstands gibt es Offenheit für gemeinsame Lösungen. Niemand stellt die Notwendigkeit von Hochwasserschutz oder kommunaler Infrastruktur infrage. Doch der Verein bittet darum, die eigene Arbeit als Teil des Gemeinwohls zu verstehen – nicht als Gegensatz zu öffentlichem Interesse, sondern als dessen Ergänzung.
Denn der RFZV Babenhausen leistet weit mehr, als nur Sport zu ermöglichen. Er vermittelt Kindern und Jugendlichen Werte wie Disziplin, Rücksicht, Geduld und Verantwortung. Er stärkt das soziale Gefüge, zieht Besucherinnen und Besucher an, belebt Gastronomie und Handel. Und er steht für eine Form des Ehrenamts, die heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Der Blick nach vorn ist deshalb kein Rückblick in die Vergangenheit, sondern eine Einladung zur Zusammenarbeit. Der Verein möchte wachsen – im Einklang mit seiner Umgebung. Moderne Infrastruktur, nachhaltige Bewirtschaftung der Flächen, Umwelt- und Tierschutz gehören ebenso zu diesem Zukunftsbild wie offene Tore für Schulen, Familien und Interessierte.
„Wir wollen Teil der Zukunft Babenhausens bleiben“, sagen die Vorsitzenden Fabian Frank und Norbert Beer, „nicht als Hindernis, sondern als Partner.“
Wie diese Zukunft aussehen kann, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren entscheiden. Sicher ist nur: Die Tradition des Reitsports in Babenhausen ist zu stark verwurzelt, um einfach zu verschwinden. Sie lebt in den Kindern, die hier reiten lernen, in den Pferden auf den Koppeln und in den Menschen, die sich Tag für Tag engagieren.
Am Ende geht es um mehr als um Flächen. Es geht um die Frage, wie eine Gemeinde mit ihren gewachsenen Strukturen umgeht – und ob sie erkennt, dass wahre Entwicklung nur gelingt, wenn auch Raum für Geschichte, Leidenschaft und Gemeinschaft bleibt.
Bilder: Fabian Frank

