Biogasanlagen & Gasnetzübernahme:

CSU prüft Idee für Babenhausen

Babenhausen. In der CSU beginnt eine zarte Diskussion um ein Projekt, das Babenhausen langfristig in die Energieautarkie führen könnte: Eine oder zwei Biogasanlagen als Bürgerbeteiligungsmodell – kombiniert mit dem Erwerb des Gasnetzes, dessen Konzession im Jahr 2028 ausläuft. Mit diesem Ansatz könnte die Gemeinde die Versorgung von rund 720 Haushalten mit erneuerbarem Biogas sichern – und zugleich die Chance eröffnen, dass die Bewohner nicht nur Verbraucher, sondern auch Anteilseigner werden

 

Noch eine Idee – keine fertige Entscheidung

Es liegt noch kein Beschluss vor. Vielmehr handelt es sich um einen Vorschlag, der aktuell mit Experten, Landwirten und Energiefachleuten diskutiert wird. Das Echo: grundsätzlich positiv. Der Gedanke, das Gasnetz zu übernehmen, löst besonderes Interesse aus – weil damit erstmals ein fester Abnehmerkreis und die gesamte Wertschöpfungskette für das erzeugte Biogas gewährleistet wäre. Diese Voraussetzung fehlte in dem  früheren Versuch, eine große Biogasanlage in Babenhausen zu etablieren. Damals fehlte wohl die wirtschaftlich positive Perspektive, was sich mit einem anderen Ansatz und der erwartbaren Preisentwicklung, also durch die geänderten Rahmenbedingungen zukünftig durchaus ändern könnte.

Die CSU macht klar: „Wir stehen am Anfang einer Debatte. Wir halten nichts für beschlossen und nichts für ausgeschlossen. Aber wir finden es richtig, dass wir solche Gedanken nicht verschweigen, sondern offen diskutieren.“

 

Doppelte Sicherheit für die Bürger

Wenn das Modell weiter verfolgt wird, könnten daraus drei zentrale Vorteile entstehen:

  • Die Gemeinde wird Eigentümerin des Gasnetzes – und damit Kontrolle über die Infrastruktur und Preisgestaltung. Müsste aber die notwendigen Investitionen tätigen und auch finanzieren können.
  • Die 720 Hausanschlüsse könnten ihre bestehenden Gasheizungen auch künftig mit erneuerbarem Biogas betreiben, ohne auf ein anderes Heizsystem wechseln zu müssen.
  • Einwohnerinnen und Einwohner hätten die Möglichkeit, sich über eine Genossenschaft oder kommunale Projektgesellschaft an den Biogasanlagen/ der Biogasanlage zu beteiligen – also am Erfolg mitzuverdienen.

Damit bietet das Modell nicht nur technologische, sondern auch preisliche Stabilität: Verbrauch und Beteiligung in einem Paket.

 

Zukünftige Preisstabilität: Das CO₂-Argument

Ein starkes Argument für Biomethan ist die Befreiung von der CO-Abgabe, die fossiles Erdgas verteuert. Der CO-Preis in Deutschland liegt aktuell bei 55 Euro pro Tonne CO und muss in Zukunft steigen. Für das Jahr 2026 ist ein Preiskorridor von 55 bis 65 Euro vorgesehen. Ab 2027 soll die Preisbildung durch den europaweiten Emissionshandel (ETS-2) freier werden, und damit auch stärker schwanken. 

Für Haushalte ergibt das: Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh Gas jährlich entstehen allein durch CO-Abgaben etwa 240 Euro Zusatzkosten pro Haushalt. Mit Biomethan, das die Nachhaltigkeitskriterien erfüllt und von dieser Abgabe befreit ist, entfallen diese Kosten. So könnte die Gemeinde langfristig mehr Planbarkeit und Stabilität bei Energiepreisen bieten – gerade in Zeiten steigender CO-Lasten.

 

Wissen aus der Vergangenheit, Potenzial für die Zukunft

Bereits in der Vergangenheit wurde in Babenhausen ein Versuch unternommen, eine Biogasanlage zu realisieren – doch der Deckel aus eventuell fehlender Akzeptanz, ungesicherter Abnahme und fehlender Wirtschaftlichkeit verhinderte den Durchbruch und die Umsetzung.

Diesmal könnte es anders sein. Wenn die Gemeinde das Gasnetz besitzt, ist ein Abnehmer gesichert – das Risiko sinkt. Die Fachexperten vor Ort sind gestartet, erste Machbarkeitsüberlegungen laufen, und es wird geprüft, wie das Modell technisch, wirtschaftlich und politisch gestaltet sein kann.

Einladung zur Debatte:

Die CSU betont: Keine voreilige Festlegung, sondern ein offenes Gespräch. „Wir hören zu, wir prüfen mit Fachleuten. Aber wir positionieren uns erst, wenn wir Chancen und Risiken wirklich verstanden haben“.

Der Ansatz wurde in ersten Gesprächen positiv aufgenommen. Vor allem weil es dadurch möglich werden könnte, dass der Geldbeutel der Bürgerinnen und Bürger entlastet wird und sich gleichzeitig, wenn sie sich aktiv beteiligen, auch noch vom wirtschaftlichen Erfolg profitieren können.

Sprich: Klimaschutz dessen wirtschaftlicher Nutzen direkt im Geldbeutel der Bürgerinnen und Bürger landet.