Wo Tradition weitergaloppiert – Der Reitverein Babenhausen im Wandel
Reportage Teil 3 von 4
Zwischen Wachstum und Flächenverlust – Ein Verein unter Druck
Wenn man heute über das Gelände des Reit-, Fahr- und Zuchtvereins Babenhausen geht, spürt man Veränderung. Es ist Bewegung da – nicht nur auf den Reitplätzen, sondern auch im Verein selbst. In den vergangenen fünf Jahren hat der RFZV ein außergewöhnliches Wachstum erlebt: Die Zahl der Mitglieder hat sich verdoppelt, die Zahl der Reitschülerinnen und Reitschüler sogar verdreifacht.
Was auf den ersten Blick ein Erfolg ist, bringt zugleich neue Herausforderungen. Mehr Kinder, mehr Pferde, mehr Unterricht bedeuten auch: mehr Platzbedarf, mehr Organisation, mehr Verantwortung. Die Reitplätze, Stallungen und Weideflächen werden intensiv genutzt – jeder Quadratmeter zählt.
Die Koppelflächen am Rande des Vereinsgeländes sind dabei von zentraler Bedeutung. Der Verlust dieser Flächen könnte unter Umständen nicht mehr tierschutzkonform sein. Die Tiere brauchen ausreichend Bewegungsraum, um artgerecht gehalten werden zu können. Sie bieten den Pferden Auslauf, dienen der Erholung und sichern eine artgerechte Haltung. Ohne diese Flächen wäre ein geordneter Schul- und Trainingsbetrieb kaum möglich.
Doch genau diese Flächen stehen derzeit im Mittelpunkt kommunaler Planungen. Nach aktuellen Vorstellungen soll auf einem Teil des Areals, das bislang als Verkehrsfläche dient, möglicherweise der kommunale Bauhof neu errichtet werden. Auf einem weiteren, größeren Abschnitt der angrenzenden Koppeln ist ein Hochwasserrückhaltebecken vorgesehen. Insgesamt würden dem Verein von etwa zwei Hektar Koppelfläche rund die Hälfte verloren gehen.
Beide Vorhaben sind nachvollziehbar. Die Gemeinde wächst, der Bedarf an Infrastruktur steigt, und auch der Hochwasserschutz ist eine wichtige Aufgabe. Doch für den Reitverein bedeuten diese Projekte einen tiefen Einschnitt. Der Verlust der betroffenen Flächen würde nicht nur den Stall- und Schulbetrieb einschränken, sondern auch die Durchführung von Turnieren und Veranstaltungen infrage stellen – Ereignisse, die Babenhausen über Jahre hinweg überregional bekannt gemacht haben.
„Wir verstehen die Anliegen der Gemeinde“, heißt es aus dem Vorstand. „Aber der Reitverein braucht Planungssicherheit und ausreichend Raum, um seine Aufgaben weiterhin erfüllen zu können.“
Die Situation ist komplex. Einerseits steht der Verein für Wachstum, erfolgreiche Jugendarbeit und eine positive öffentliche Wahrnehmung. Andererseits droht er, durch die Veränderungen in seiner räumlichen Grundlage geschwächt zu werden – ausgerechnet in einer Phase, in der er stärker ist als je zuvor.
In den Gesprächen mit der Kommune bemüht sich der Verein daher um einen ausgleichenden Weg: den Erhalt zentraler Flächen, die Prüfung von Alternativlösungen und die Chance, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, die beides ermöglicht – kommunale Entwicklung und den Fortbestand des Reitsportzentrums.
Denn klar ist: Der Reitverein Babenhausen ist weit mehr als ein Sportverein. Er ist Arbeitgeber, Ausbildungsstätte, Begegnungsort und Aushängeschild der Region. Die Kinder und Jugendlichen, die hier reiten, lernen Werte, die weit über den Pferdesport hinausreichen. Diese Arbeit braucht nicht nur Engagement, sondern auch Raum.
Am Ende steht eine einfache, aber entscheidende Frage: Wie viel Platz braucht Zukunft?
Für den Reitverein Babenhausen hängt davon ab, ob seine Geschichte weitergeschrieben werden kann – oder ob sie an dieser Stelle zu enden droht.
Bilder: Fabian Frank

