Wo Tradition weitergaloppiert – Der Reitverein Babenhausen im Wandel
Reportage Teil 2 von 4
Tradition mit Zukunft – Wie Babenhausen zum Pferdezentrum wurde
Am Rand der Gemeinde, dort, wo Felder und Wiesen ineinander übergehen, liegt ein Ort, der seit Generationen Teil der Babenhausener Identität ist: der Reit-, Fahr- und Zuchtverein Babenhausen e. V. Seine Geschichte ist eng mit dem Wandel der Region verbunden – und mit einer tief verwurzelten Leidenschaft für den Pferdesport.
Die Anfänge reichen in die Nachkriegszeit zurück. Damals waren Pferde noch selbstverständliche Helfer in der Landwirtschaft. Mit der zunehmenden Mechanisierung verschwand diese Rolle, doch einige engagierte Bürgerinnen und Bürger wollten den Umgang mit dem Pferd erhalten – nicht als Arbeitskraft, sondern als Partner im Sport. Aus dieser Idee entstand der Reitverein.
Über die Jahrzehnte wuchs aus einem kleinen Zusammenschluss von Reitfreunden eine überregional bekannte Einrichtung. Reitunterricht, Turniere und Sport verbanden sich mit einer klaren Philosophie: Qualität, Verantwortung und Gemeinschaft. In den frühen 1990er Jahren wurde Babenhausen von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung als „Pferdefreundliche Gemeinde“ ausgezeichnet – eine Ehre, die in Süddeutschland nur wenigen Orten zuteilwurde.
Einen besonderen Platz in der Vereinsgeschichte nimmt das Jahr 1995 ein. Damals richtete der RFZV die Europameisterschaften der Jungen Reiter aus – ein Ereignis, das internationale Beachtung fand. Die Bilder von gefüllten Tribünen, Nationenflaggen und Spitzenreitern gehören bis heute zu den prägenden Erinnerungen des Vereins.
Diese Tradition verpflichtet. Viele der heute aktiven Ausbilderinnen und Ausbilder haben ihre ersten Turniere in jener Zeit erlebt. Sie tragen die Werte von damals weiter: Respekt vor dem Tier, sportliche Fairness und die Freude am gemeinsamen Erfolg.
Auch die Struktur des Vereins spiegelt diese Geschichte wider. Rund 300 Mitglieder bilden heute das Rückgrat des Vereins. Sie kommen aus Babenhausen und dem näheren Umland. Reiterinnen und Reiter verschiedener Disziplinen, Familien, Kinder und Ehrenamtliche – sie alle prägen das Vereinsleben.
Die Anlage selbst hat sich über die Jahre immer wieder verändert. Neue Reitplätze, eine Halle, verbesserte Stallungen – jede Erweiterung entstand aus eigenem Engagement und unzähligen Stunden freiwilliger Arbeit. Mit der großen Tribüne, dem 4.500 m² großen Sandplatz und der modernen Flutlichtanlage besitzt Babenhausen heute eines der größten Reitstadien Süddeutschlands. Das Gelände ist damit auch ein sichtbares Zeugnis für Zusammenhalt und Tatkraft.
Doch die vergangenen Jahre stellten den Verein auf eine harte Probe. Im Jahr 2023 verursachte ein schwerer Sturm massive Schäden an der Reithalle – das Dach wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, der Schaden belief sich auf rund 100.000 Euro. Kaum waren die Reparaturen abgeschlossen, traf das Hochwasser im Jahr 2024 den Verein unmittelbar. Die abschließende Schadenssumme steht noch nicht fest. Seitdem arbeiten Mitglieder und Ehrenamtliche unermüdlich daran, die Folgen zu beseitigen.
Unzählige Helferstunden sowie die Unterstützung der Kommune, des Landkreises und des Bayerischen Landessportverbands helfen, die Schäden Schritt für Schritt aufzuarbeiten. Diese Ereignisse haben gezeigt, wie stark das Vereinsleben von Zusammenhalt, Verantwortungsbewusstsein und Engagement geprägt ist.
Die Geschichte des Reitvereins ist damit nicht nur eine Abfolge sportlicher Erfolge oder baulicher Entwicklungen, sondern auch ein Beispiel dafür, wie Gemeinschaft Krisen meistert.
Heute steht der Name Babenhausen im Reitsport für Beständigkeit, Qualität und eine besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier. Diese Verbindung zu bewahren – in einer Zeit, in der sich Lebensräume, Bedürfnisse und Prioritäten ständig verändern – ist vielleicht die größte Leistung des Vereins.
All das ist mehr als Routine. Es ist ein Stück Geschichte, das hier weiterlebt – Tag für Tag.
Bild: Reit-, Fahr- und Zuchtverein Babenhausen e. V.

